Eichendorff, Joseph Freiherr von, geb. 10.3.1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor,  gest. 26.11.1857 in Neisse.

Deutscher Dichter; sehnsüchtige und ahnungsschwere, volksliedhafte Lyrik;

Eichendorff gilt als bedeutendster deutscher Dichter der Spätromantik. Er studierte Jura in Halle und Heidelberg. Kontakte hatte er zu Arnim und Brentano. 1813 kehrte er nach Schlesien zurück und trat in das Lützowsche Freicorps ein. 1821 im preußischen Staatsdienst, zunächst in Danzig, später in Königsberg. Ab 1831 im Kultusministerium in Berlin. Als Katholik nahm er wegen Meinungsverschiedenheiten trotz seiner Ernennung zum Geheimen Regierungsrat 1845 den Abschied. Zuletzt lebte er in Neisse. Seine von höchster Musikalität und Innigkeit geprägte Lyrik ist von zahlreichen Komponisten, insbesondere von Schuhmann und Hugo Wolf, vertont worden. Am populärsten das Lied “Der frohe Wandersmann

Weltruhm hat auch seine Novelle " Aus dem Leben eines Taugenichts" erlangt. Sein großer Roman " Ahnung und Gegenwart" ist weniger bekannt.


Neben seinem dichterischen Schaffen sind seine literaturhistorischen Schriften hervorzuheben, die auf eine kritische Würdigung im katholischen Sinne hinauslaufen. Daneben Übersetzungen, insbesondere der geistlichen Schauspiele Calderons.

Einige seiner Werke: 

                     1809   Die Zauberei im Herbste (1. Prosadichtung)

                     1810   O Täler weit, o Höhen

                     1815   Ahnung und Gegenwart

                     1819   Das Marmorbild

              1823 / 24   Krieg den Philistern

                     1826   Der Taugenichts

                     1830   Der letzte Held von Marienburg

                     1831   Mondnacht

                     1832   Auf meines Kindes Tod

                                Viel Lärm um nichts

                     1833   Die Freier

                     1834   Dichter und ihre Gesellen

                                Auch ich war in Arkadien

                     1837   Das Schloss Dürande

                     1841   Die Glücksritter

         1846 – 1854   Zur Geschichte der neueren romantischen Poesie in

                                Deutschland und andere lit. Schriften

                     1855   Robert und Guiscard

                     1857   Lucius

                                Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands

                                Die Heilige Hedwig

 

Der frohe Wandersmann

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.

Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
Was sollt ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl und frischer Brust

Den lieben Gott lass ich nur walten;
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd und Himmel will erhalten,
Hat auch mein Sach aufs best bestellt!

Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flögen sie nach Haus.